Beschreibung
Der 2. Teilband des 44. Jahrbuchs des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 2010, verfasst von Manfred Weitlauff, ist der Erinnerung an den Augsburger Diözesanpriester und Professor für Dogmengeschichte, Symbolik und Pädagogik an der (Katholisch-)Theologischen Fakultät der Universität München, Joseph Schnitzer (1859-1939) und sein Schicksal in den Auseinandersetzungen um den „katholischen Modernismus“ am Beginn des 20. Jahrhunderts gewidmet. Der „Fall Schnitzer“ war verursacht durch den Zusammenstoß zweier theologischer Denkweisen: Das war auf der einen Seite die römisch-neuscholastische Schule, die vornehmlich von den in Rom tätigen Mitgliedern der 1814 päpstlich wiederhergestellten Gesellschaft Jesu dominiert wurde; sie orientierte sich traditionell an der mittelalterlichen Scholastik und war wie diese völlig ahistorisch ausgerichtet, beanspruchte aber die absolute Vorherrschaft über die katholische Theologie. Auf der anderen Seite stand dieser Schulrichtung eine liberal-katholische Richtung gegenüber, die in die Zeiten des Humanismus zurückreichte, Impulse der Aufklärung aufgenommen hatte und sich dem historischen Denken und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen öffnete. Joseph Schnitzer, ein kritischer Denker, zählte zur zweiten theologischen Richtung und wagte es, sein Fach Dogmengeschichte in Anwendung streng historisch-kritischer Methode als Entwicklungsgeschichte zu betreiben.
Der 1965 gegründete Verein für Augsburger Bistumsgeschichte e.V. will das Interesse an der regionalen Kirchengeschichte wecken, die Diözesangeschichte wissenschaftlich erforschen und christliche Zeugnisse der Vergangenheit sichern und erhalten. In den 45 Jahren seines Bestehens hat der Verein umfangreiche Jahrbücher mit Forschungsbeiträgen zur Geschichte des Bistums Augsburg vorgelegt. Diese fast zweitausendjährige Geschichte beginnt in der römischen Spätantike – bereits damals kamen vereinzelt Christen nach Augusta Vindelicum, der Hauptstadt der Provinz Raetia secunda. Die erste namentlich bekannte Glaubenszeugin ist St. Afra, die wohl um 304 den Martertod erlitt. Diese Geschichte setzt sich fort durch das Mittelalter – bedeutendster Bischof dieser Periode und erster Bistumspatron ist St. Ulrich (923-973) – und die Neuzeit – im 16. Jahrhundert war Augsburg ein Zentrum der Reformation – und mündet zu Beginn des 19. Jahrhunderts, nach der Säkularisation von 1802/03, in eine Neuordnung der kirchlichen Organisation auf der Grundlage des Bayerischen Konkordats von 1817/21, die bis heute unverändert Bestand hat.
Herausgegeben werden die Jahrbücher des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte vom Ersten Vorsitzenden Prof. Dr. Manfred Weitlauff, Ordinarius em. für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität München.