Beschreibung
Die hl. Afra ist die älteste Bistumspatronin der Diözese Augsburg. Vor 1700 Jahren, um 304, fiel die Heilige den diokletianischen Christen-Verfolgungen zum Opfer. Auf einer Insel des Lechs, außerhalb von Augsburg, erlitt sie der Legende nach das Martyrium durch den Tod auf dem Scheiterhaufen, weil sie sich weigerte, den römischen Göttern zu opfern und bei ihrem christlichen Bekenntnis bleiben wollte. Schon sehr früh, im 6. Jahrhundert, ist in Augsburg ein Afrakult bezeugt. „Gelangst Du nach Augsburg, wo Wertach und Lech zusammenfließen“, berichtet der oberitalienische Dichter Venantius Fortunatus um 565, „so kannst Du dort die Gebeine der Märtyrerin Afra verehren.“
Das Festjahr der frühchristlichen Heiligen, das 2004 gefeiert wurde, krönte eine große Sonderausstellung im Diözesanmuseum St. Afra, die den Versuch unternahm, die Spuren ihrer Verehrung in Geschichte, Kunst und Kult nachzuzeichnen. Mit mehr als 90 Exponaten wurden Ikonografie, Verehrung und das Leben Afras anschaulich vorgestellt. Der begleitende Katalog erschließt u.a. die archäologischen Objekte, die im Zuge der Ausgrabungen bei St. Ulrich und Afra gesichert werden konnten. Er dokumentiert aber auch romanische Handschriften mit den frühesten Darstellungen der Heiligen, wichtige ikonografische Typen aus den Bereichen Buchmalerei, Holzschnitt, Kupferstich, Altarmalerei, Tapisserie und Skulptur, darüber hinaus Zeugnisse der Verehrungsgeschichte wie Bruderschaftszettel, Prozessionsfahnen oder Andachtsbilder und nicht zuletzt die Interpretation zeitgenössischer Künstler, die sich mit der hl. Afra auseinander gesetzt haben.
Im Aufsatzteil fassen verschiedene Beiträge bewährter Kenner der Materie das gesicherte Wissen um die hl. Afra zusammen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die komplexe Verehrungsgeschichte der Heiligen (u.a. Walter Berschin, Bertram Meier, Bernd Oberdorfer, Walter Pötzl, Bernhard Schimmelpfennig). Religionspolitik und Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (Adalbert Keller) spielen ebenso eine Rolle wie das frühe Christentum in Augsburg und die Siedlungskontinuität von der Spätantike zum frühen Mittelalter (Lothar Bakker). Zwei Studien widmen sich den Afra-Gesängen des mittellateinischen Schriftstellers und Dichters Hermann von Reichenau (David Hiley, Karlheinz Schlager/Theodor Wohnhaas). Besonders breiten Raum nimmt schließlich die Darstellungstradition der hl. Afra in der bildenden Kunst ein (Melanie Thierbach).