„Die Menschheit steht vor einem Paradigmenwechsel“: Interview mit Tilman Steiner
In seinem neuen Buch „DER PLANET DENKT UM – ÜBERLEBEN mit dem Grundgesetz der Natur“ stellt – und beantwortet – Tilman Steiner eine fundamentale Frage: Wie können wir die drohenden globalen Katastrophen abwenden? Im Interview mit Verleger Josef Fink erläutert der renommierte Journalist und Hochschullehrer, warum die Physik den Weg aus der Krise weist und wie eine radikale Neuausrichtung unseres Bewusstseins zur Rettung der Menschheit beitragen kann.
Josef Fink: Professor Steiner, die Welt trudelt in einen Sog von Katastrophen: Überhitzung des Planeten, Kriege, schleichender Verlust von Freiheitsrechten hinüber zu Autokratien und Diktaturen. Wo sehen Sie Rettung?
Tilman Steiner: Wenn der Planet umdenkt, ergibt sich als Antwort eine neue Frage: Entweder sind wir es oder es ist die Erde. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es schaffen können. Denn es ist spannenderweise die Physik, die den Weg weist. Sie macht uns klar, dass die Menschheit vor einem Paradigmenwechsel steht – gewaltiger als die kopernikanische Wende, nach der sich unser Planet nicht im Zentrum des Alls befindet.
Josef Fink: Das müssen Sie erklären.
Tilman Steiner: Die Quantentheorie stellt fest: „Information ist die Grundlage aller Existenz“. Die oberflächlich materialistische Weltsicht hat ausgedient. Es ist der Geist, der seine Rehabilitierung in einer neuen und radikalen Aufklärung erfährt. An der Basis der subatomaren Strukturen ist nichts zu finden als eine allerkleinste Informationseinheit, das Qbit. Wer sonst sagt dem Kleinsten, was aus ihm werden soll? Dass es dieselbe Information ist, die auch den Urknall ausgelöst hat, ist meine Position: „Von Nichts knallt nichts. Von gar Nichts kann nichts ur-knallen.“ So ist auch davon auszugehen, dass sich Zufall und die sich selbst organisierende und austarierende Kreativität der Natur ausschließen.
Josef Fink: Worauf gründen Sie denn dabei Ihren Optimismus?
Tilman Steiner: Auf den Geist, der also hinter allem steht, was existiert. Es ist der Code der Evolution. Er ist von göttlicher Natur. Dabei ist eines von drei Prinzipien die Attraktivität. Sie umfasst beides: die Schönheit als die Vernunft der Natur und die Grundkraft der Anziehung – im Atom, im Leben hinein bis in die Zelle und im Universum. Die geistige Grundlage der Welt auch als Liebe zu erkennen, ist unser Auftrag. Denn wir können die Welt nur so lange als attraktiv empfinden, solang sie auch uns attraktiv findet. So liegt die Rettung aus der chaotischen Entwicklung der Gegenwart in einer globalen Änderung des Bewusstseins. Dieses müsste allerdings das Grundgesetz der Natur, deren Teil wir sind, erkennen und handelnd anerkennen.
Josef Fink: Sie erzählen in ihrer Verbindung von wissenschaftlichem Bericht und eigenem Erleben in 30 aufeinander aufbauenden, doch in sich abgeschlossenen Geschichten lebendig vom Glück des Findens dieses Grundgesetzes, von dessen naturwissenschaftlicher Erhärtung, vom Rätsel und auch Irrgarten des Bewusstseins. Erwarten Sie eine neue mentale Öffnung und Sensibilisierung für diese unsichtbare Wirklichkeit, wie Sie diese nennen, als Weg aus der Gefahr?
Tilman Steiner: Unser viel zu großes Gehirn, das viel Energie verbraucht, hat wohl nicht umsonst so enorme Kapazitätsreserven. Ja, die Gesetze der Natur und ihrer Kreativität zu erkennen, anzuerkennen und dann in eigenes Handeln umzusetzen, das nenne ich den notwendigen Wandel „von der Nachhaltigkeit zur Adaption“. Ich bin mir darüber im Klaren, dass dieses Verständnis nicht nur Idealisten, sondern die Eliten in Politik und Wirtschaft erreichen muss. Mein Buch fordert Nachdenklichkeit und Vorstellungskraft im Management des politischen, ökonomischen und persönlichen Lebens ein. Man kann die aller Entstehung zugrunde liegende Information physisch und sollte sie wohl auch metaphysisch betrachten, denn in beiden Fällen gilt: Das Unsichtbare ist die Wirklichkeit des Sichtbaren. Überleben gelingt nur – aber es gelingt – mit einer radikalen Zeitenwende des Bewusstseins der Menschheit. Diese ist in der Evolution angelegt.
Josef Fink: Deshalb widmen Sie das Buch mit seinem Lied der Erde darin den Kindern der Welt, unserer Zukunft. Die Technisch-Literarische Vereinigung deutscher Wissenschaftsjournalisten (TELI) hat Ihre Gedanken bereits als wegweisend bezeichnet, indem sie feststellt: „Dieses Werk enthält nicht weniger als den Code der Natur: die informationelle, die geistige Ergänzung zur naturwissenschaftlichen Evolutionstheorie“.