Beschreibung
Durch den Maler Johann Friedrich Sichelbein und seine Schüler waren Stil und Glanz des Barocks in Memmingens spätgotische Hauptkirche St. Martin eingezogen. Doch ihre Werke mussten 1926 der wiederentdeckten mittelalterlichen Raumfassung weichen. Während der Passionszyklus Sichelbeins im Südschiff eine neue Bleibe fand, wurden die Bilder der Maler Rupprecht (1691-1759), Mayer (1700-1771), Grimmel (1703-1759) und Buder (1727-1759) in Depots verbannt, so dass mit ihren Werken schließlich auch ihre Namen aus dem Gedächtnis der Allgemeinheit verschwanden.
Die nach jahrzehntelangem Depotdasein zwingend gewordene Restaurierung ihrer Bilder und die Absicht, diese im Memminger Kreuzherrnsaal wieder dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, löste umfassende Recherchen nach dem Leben und weiteren Schaffen ihrer vergessenen Schöpfer aus. So kann die vorliegende Monographie nun auf archivarischer Quellengrundlage einen weitgefächerten Einblick in ihre Biographien bieten und einen Eindruck ihres Wirkens in Memmingen und seinem einstigen Territorium vermitteln. Dabei beleuchtet der Band in Streiflichtern auch das familiäre Umfeld der erforschten Künstler samt den soziologischen Verhältnissen der Zeit. Immer wieder scheint die Problematik der schlechten Auftragslage in der evangelischen Reichsstadt auf, mit der die Künstler zu kämpfen hatten~ denn während etablierte Klostermaler im monastischen Umfeld Memmingens aus vollen Töpfen speisten, bewegten sich die heimischen Kräfte nicht selten am Rande des Existenzminimums oder fristeten mit handwerklichen Tätigkeiten ihr Leben. Nur zweien, Elias Zobel und Johann Elias Grimmel, gelang der Sprung in führende Kunststätten Europas, wo sie zu Ansehen und Wohlstand gelangten.
Zu den vielbeschäftigten Auftragsnehmern der oberschwäbischen Klöster zählte Franz Georg Hermann (1692-1768). Im Kreise der Memminger Maler mag sein Auftreten zunächst themenverfehlt erscheinen~ jedoch erschlossen die archivarischen Forschungen ein so interessantes Beziehungsgeflecht des Kemptener Künstlers zu Memmingen, dass eine Veröffentlichung der bisher unbekannten Fakten gerechtfertigt war. Hermann hatte zu Beginn seines Wirkens Memmingen sogar zu seiner „Principal-Wohnungsstatt“ erkoren.
Der opulente Tafelteil des Bandes illustriert also nicht nur das Schaffen der Memminger Maler des Barock, sondern macht auch mit einem bisher unentdeckten Segment des Hermann’schen Oeuvres vertraut.
„Eigentlich müsste das sehr gut geratene Buch viele Käufer finden, da der Autor damit eine Lücke geschlossen hat.“
Dr. Gabriele Dischinger