Beschreibung
Die Lorze ist mit ihren knapp dreissig Kilometern wohl der kürzeste Fluss der Schweiz. Sie fliesst aus dem Ägerisee in den Zugersee und aus diesem weiter in die grössere Reuss. Die Lorze durchfliesst den kleinsten Kanton der Schweiz, im Grenzraum zwischen Voralpen und Mittelland. Dem Lauf des Flusses folgend reihen sich die Aufnahmen Alois Ottigers im Bildband nacheinander. Sie sind in den Jahren 1971 bis 2016 entstanden. Wie nebenbei entwickelt sich ein kaleidoskopischer Blick auf eine Geschichte, wie im Nachwort zu lesen ist: «Der Weg der Lorze ist auch eine Reise durch die Zeit. Wie im Zeitraffer durchschreiten wir, die Bilder betrachtend, die Geschichte der Siedlungen an der Lorze … »
Es sind vor allem Landschaftsaufnahmen, die teils spektakuläre Ausblicke von Anhöhen aus zeigen – etwa vom Michaelskreuz eine Nachtaufnahme mit dem Lichtermeer um den nördlichen Teil des Zugersees. Daneben finden sich – scheinbar bescheidener – Bilder vom Fluss und seiner unmittelbaren Umgebung oder gar solche, die von Nahem nur das Wasser zeigen, das über den steinigen Flussgrund fliesst oder das Sonnenlicht bricht und spiegelt. Die Aufnahmen, zu unterschiedlichsten Tages- und Jahreszeiten und Wetter- und Lichtbedingungen entstanden, fangen die verschiedensten atmosphärischen Stimmungen ein.
Es werden aber auch Menschen gezeigt, die an der Lorze leben und arbeiten: Die Forstwarte, die Bäume fällen und auf dem Ägerisee flössen. Der stolze Bauer mit seinem Sohn an der Hand am Stierenmarkt. Frauen und Männer vor Computern in übereinandergestapelten Büros. Fleissige Näherinnen in der Fabrik. Herrscher über modernste und ältere Turbinenanlagen. Betende Klosterfrauen im Chorgestühl… Und von Menschen geschaffene Bauten und Anlagen: Die drei Brücken über das Lorzentobel. Die Ruine der mittelalterlichen Wildenburg. Die Klöster auf dem Gubel und im Frauenthal. Die Gebäude der aufgegebenen Spinnereien und Webereien in Ägeri, Baar und Zug und der Papierfabrik in Cham. Moderne Wohnquartiere und Bürohäuser in Zug und Cham …
Die Fotografien sind erläutert durch kurze Bildlegenden und kleine, verstreut eingeschobene Texte. In diesen Texten berichtet Alois Ottiger über seine Empfindungen und Eindrücke, die er beim Fotografieren erlebte, über ganz persönliche Beobachtungen und Begegnungen. Dazu bemerkt er im Nachwort: «Mir fällt auf, wie sehr beim Betrachten der Bilder die akustischen Wahrnehmungen wach werden, die sich mir beim Fotografien eingeprägt haben.»
Alois Ottiger eröffnete – nach Ausbildungsstationen in Luzern, Gstaad, Basel, Frankfurt a. M. und Zürich – 1967 als Berufsfotograf ein Studio in Zug, das er heute noch zusammen mit seiner Partnerin Liselott Ottiger-Schwerzmann führt. Bekannt wurde er für seine Sachaufnahmen und Architekturfotografien, die er für die Werbebranche und für Architekturbüros, aber auch für Museen und die Denkmalpflege schuf. Die Aufnahmen in diesem vierten Bildband stammen aus den Jahren von 1971 und 2016 und sind allesamt aus eigenem Antrieb geschaffen, wie auch die Arbeiten in seinen bisher erschienenen Bildbänden über den Zugersee (2001, 2004), über die Stadt Rom (2009) und über Sardinien (2014, Kunstverlag Josef Fink.