Beschreibung
Etwa 900 Jahre umfasst der Zeitraum, aus dem Zeugnisse der Glaskunst im Hohen Dom zu Augsburg erhalten sind. Gleich zu Beginn stehen die weithin berühmten romanischen Prophetenfenster, die als älteste zusammengehörige Reihe von Glasbildern ein unvergleichliches Beispiel abgeben für ihre Epoche, die hieratische Strenge mit der Pracht des Himmlischen Jerusalem zu verbinden verstand. Alle Propheten weisen mit ihren Sprüchen auf die Heiligkeit des Hauses hin. Mit dem Salomofenster ist eine farbintensive Kostbarkeit der Hochgotik erhalten geblieben, welche einerseits durch den hohen künstlerischen Wert, andererseits auch durch eine vielschichtige Thematik im Geist der Scholastik auffällt. Das Passionsfenster in der Gertrudkapelle führt ein Beispiel aus einer Werkstätte vor Augen, die offenbar in München ansässig war und nach dem dortigen Astalerfenster benannt ist. Ihr Werk trägt etwas herbere Züge, ist jedoch nicht weniger eindringlich und dem Thema des Leidens Christi darin durchaus angemessen. Ganz anders ist der Charakter des jüngeren Marienfensters im Nordschiff: Es gibt Zeugnis von der noblen Kunst der bedeutendsten süddeutschen Werkstätte ihrer Zeit, jener des Peter Hemmel von Andlau in Straßburg. Ebenso sind die allerdings erheblich schlechter erhaltenen Scheiben im Südschiff einzubeziehen, wenn man die Kunst der Spätgotik würdigen will.
Leider ist im Dom, abgesehen von restauratorischen Ergänzungen an den gotischen Werken, kein Beispiel für die Glasmalerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mehr erhalten. Die Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg vertritt Josef Oberberger, ein besonders individueller Künstler, der sich mit Sensibilität in den gotischen Raumcharakter und die erhaltenen Werke einfühlte, ohne seine Zeit zu verleugnen. 2010 kamen im Westchor Glasmalereien hinzu, die einer der bekanntesten Vertreter dieser Kunst in Europa geschaffen hat, Prof. Johannes Schreiter, und die nun die Gegenwart mit höchstem künstlerischem, aber auch inhaltlichem Anspruch im Augsburger Dom vertreten.